In der geometrischen Polderlandschaft von Flevoland steht eine „gotische“ Kathedrale. Keine himmelhohen steinernen Gewölbe, keine meterhohen Buntglasfenster mit göttlichen Szenen oder hallende Chorgänge, sondern eine Kathedrale, die aus einer Gruppe italienischer Pappeln besteht. Der Künstler Marinus Boezem entwickelte 1978 die Idee für dieses Gotische Wachstumsprojekt. Im Jahr 1987 pflanzte er auf Einladung der Ingenieure des Rijksdienst IJsselmeerpolders (RIJP) 178 Pappeln (Populus Nigra Italica) nach dem Grundriss der Kathedrale Notre-Dame von Reims.
Zwischen den Bäumen verlaufen Betonwege, die die Rippen der Kreuzgewölbe widerspiegeln. Die Muschelkreise um die Bäume erinnern an das Meer, das dort noch vor etwa einem halben Jahrhundert existierte. Boezem sieht die gotische Kathedrale als Höhepunkt menschlichen Könnens, ähnlich wie die Schaffung der Polder in Flevoland auf dem Grund des ehemaligen Zuidersees.